Eine Reise ins südliche Niederösterreich mit einem Unbekannten

Kalenderwoche 47 beim Handballklub Urfahr: nach durchwachsenen Leistungen in den letzten Wochen mit zum Teil unschönen Resultaten, kam mit Traun der Meisterschaftsfavorit und selbsternannte Aufstiegskandidat in die Harbachschule. Am Papier bereits eine klare Angelegenheit, lichteten sich zusätzlich bereits im Vorfeld die Reihen der Heimmannschaft im Stundentakt. Verletzungen, private Termine u.ä. ließen schlussendlich einen Kader von nur 10 Spielern zu, wobei sich die Jugend bereits im Tanzkurs erwärmte und punktgenau die Schuhe in der Halle wechselte.

Bei Anpfiff waren die Rollen klar verteilt und der Spielverlauf gefühlsmäßig bereits vorprogrammiert. Doch nach wenigen Angriffen ergab sich bald eine Konstellation, die Cupbewerbe in diversen Sportarten so interessant macht. So legte überraschenderweise der Underdog vor und der Favorit reagierte. Mit elendslangen Angriffen spielte der HC Urfahr auf seine Chance und fand sein Glück wiederholt in den Flügelspielern, die dankend zum Abschluss kamen. So pendelte die Führung der Heimmannschaft bis zur 20. Minute zwischen +1 und +2, mit einem starken Fabian Wagner im Tor. Lange Gesichter bei Traun, pure Spielfreude beim Handballkollektiv.

Die nächsten 10 Minuten sind schnell erzählt: Urfahr hat die Möglichkeiten, lässt aber zu viele Chancen liegen, während Traun munter durchwechselt und sich bis zur Pause auf 18:13 absetzen kann. Der Pausentee kam gerade recht, suchten die Herren im roten Spielkleid doch inständig nach der 2., 3. oder x-ten Luft, während man sich mit der Hoffnung auf eine Wiederholung der ersten 30 Minuten auf die zweite Hälfte einschwor. Während sich Traun ab Minute 31. in einer neuen Konstellation zeigte, änderte sich mutatis mutandis nur wenig am Spielverlauf. Ein Grund dafür war „Neuzugang“ Philipp Panwinkler, der auf der Mitte kräftig wirbelte, oft selbst zum Abschluss kam, oder seine Mitspieler in Szene setzte. Ein kleiner Seitenhieb gegenüber der Gastmannschaft sei an dieser Stelle erlaubt, wenn man ob des Spielverlaufs in „Bongos kleiner Handballfibel“ blättert, die die Urfahraner Handballcommunity in Ehren hält. Denn darin steht geschrieben:

„Die offensive (ja räumliche) Ausrichtung einer 3:2:1 Deckung hängt direkt proportional mit dem Ligaunterschied zusammen. Bei Missachtung werden sie dich mit Flügeleinläufen, Kreisanspielen und Grimm strafen.“

Das Spiel plätscherte in der Folge so dahin. Eine echte Überraschung stand nie im Raum, am Ergebnis von gefühlten -5 änderte sich freilich nichts. Kurze Aufregung dann um Minute 45: ein kurzes Signal vom Richtertisch genügt um festzustellen, dass ein besagter Spieler der Gästemannschaft nicht am Spielbericht steht. Die Schiedsrichter entschieden regelkonform auf eine progressive Strafe gegen die Trauner Bank (Sprich eine gelbe Karte), doch ein längeres geistiges Verweilen ob dieses Umstandes wirft doch einige Fragen auf: macht es einen Unterschied, ob in diesem Fall der Spieler den Schiedsrichtern „bekannt“ ist oder nicht? Wenn nicht, welche Optionen für einen „Freigeist“ täten sich dann auf? Könnte man gegebenenfalls nur 13 Spieler im Spielbericht vermerken und dann mit mehreren „Freigeistern“ spielen, in der Hoffnung, sie würden nie bemerkt werden? Sei es wie es sei, Hauptsache die IHF plant sinnvolle Regeländerungen für den nächsten Großevent…

Fünf Minuten vor dem Ende hat der HC Urfahr immer noch die Chance, die zweite Hälfte für sich zu entscheiden. Im Tor steht da mittlerweile Christoph Karl, der mit etlichen Paraden das achtsame Ergebnis festhält. Endstand in einer interessanten Partie lautete dann 32:23 für die Gastmannschaft. Hatte man sich in heimischen Gefilden eine oberösterreichische Postleitzahl als Ergebnis gewünscht, wurde es dann doch eine aus dem südlichen Niederösterreich. Doch wirft ein Blick auf den Spielbericht am Ende doch wieder eine Frage auf: Wer ist Mario Vogel? Laut Recherche gibt es keinen Spieler dieses Namens in Oberösterreich. Und doch hat er heute zwei Tore erzielt. Doch da ist er wohl wieder: der Unterschied zwischen einem Aufstiegskandidaten und einem Underdog…

Ein Gedanke zu „Eine Reise ins südliche Niederösterreich mit einem Unbekannten“

  1. Noch ein Auszug aus Bongos kleiner Handballfibel:
    „Routine kann man nicht trainieren“ – und was ich in der ersten Hälfte gesehen habe, war perfekt ausgespielte Routine. Großes Handball-Kino. Respekt an alle, die am Parkett gestanden sind und den Mastermind an der Linie !
    … so uns beiläufig habt ihr euch einen neuen, jungen Fan erarbeitet 🙂 (papa is morgen wieder Handball? )

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